Eine Beschreibung des Festes anlässlich der Namensänderung von Neuhochstein (Auszug aus einer neuhochsteiner Chronik):
Umtaufe Kackenberg in Neuhochstein 1927
Unter diesem neuen Namen, den unser Ort nach dem dahingehenden ministeriellen Erlaß vom 18. August 1927 nunmehr trägt, beging unsere Gemeinde unter Teilnahme der Nachbargemeinden am vergangenen Sonntag zum ersten Male ein Volksfest als feierliche Einleitung einer neuen Zeitepoche, die gekennzeichnet ist durch den Namen „Neuhochstein“. Schon lange lebte in unserer Gemeinde der Wunsch, den bisherigen Namen abzulegen und durch einen neuen zu ersetzen. Die Bemühungen dieser Richtung führten denn auch endlich dank der Unterstützung des Landrates unseres Kreises und der übrigen Beamten der Kreisverwaltung zu dem angestrebten Ziel. Bereits im Laufe des vergangenen Sommers traf die frohe Kunde ein, daß das Preußische Staatsministerium des Inneren den Antrag auf Umänderung unseres Ortsnamens durch nachstehende abschriftliche Urkunde genehmigt:
„Der Name der Gemeinde Kackenberg im Oberwesterwaldkreis
wird in Neuhochstein umgeändert.“
Berlin, den 18. August 1927
Das Preußische Staatsministerium
Der Minister des Inneren
I. V. gez. Abegg
Damit ist in der Geschichte unseres Heimatortes, der nunmehr an der Wiege einer neuen Zeit steht, ein Wendepunkt eingetreten.
Die Freude der Bewohner darüber fand in dem an vergangenen Sonntag aus diesem Anlaß veranstalteten Volksfest beredten Ausdruck, die auch äußerlich in Erscheinung trat, durch die auch äußerlich in Erscheinung trat durch den reichen Flaggen- und Girlandenschmuck der Häuser sowie an den Ortseingängen errichteten, den Gästen herzlichen Willkommensgrußentbietenden Pforten. Noch nie durfte unser Ort sich in einem so festlichen Gewande gezeigt haben. Kaum ein Haus, das nicht Flaggenschmuck trug; selbst von den Bäumen wehten die Banner und kündeten die Freude darüber, daß mit dem Tage der Umänderung des Ortsnamens ein allgemeiner Wunsch in Erfüllung ging.
Nach vorausgegangenem Festgottesdienst mit Tedeum im nahen Schönberg formierten sich mittags 1 Uhr Schule, Vereine und Ortsbewohner zum Festzug, den zwei Schimmelreiter eröffneten und der sich zunächst zum Bürgermeisteramt bewegte, um dem hier harrenden Herrn Landrat durch ein Schulmädchen eine Huldigung darzubringen. Mit in poesievolle Form gekleideten Worten pries die Kleine als Dolmetsch der Gefühle der Ortsbewohner die Güte und Huld des Kreisoberhauptes und brachte ihm in sehr innigen Worten den Dank der Gemeinde zum Ausdruck. Dann geht es in Begleitung der hohen Gäste unter musikalischen Klängen nach einem Rundmarsch um den Ort zum Neuhochsteiner Stein, dem geschichtlichen Naturdenkmal unseres Ortes, wo mitten im herbstelnden Walde, in dessen ragenden Baumwipfeln bereits die Natur ihr melancholisches Abschiedslied sang, sich der feierliche Festakt vollzog. Auch hier galt es Abschied zu nehmen von dem bisherigen Namen unseres Ortes und sich in Gewande eines neuen Ortsnamens der Gegenwart und Zukunft zuzuwenden.
Nach einem von einer Schülerin mit Begeisterung gesprochenen, auf die edle Gottesgabe des Frohsinns und der Lebensfreude abgestimmten sinnigen Gedicht begrüßte zunächst Herr Bürgermeister Türk – Neuhochstein namens der Gemeinde die erschienenen Ortsbewohner und Gäste mit einem herzlichen Willkommen. Sein besonderer Gruß galt dem Herrn Landrat nebst Gemahlin, den Herren Pfarrer Renz – Schönberg, Bürgermeister Sahm – Bad Marienberg als Vorsitzender des Kreisverbandes der Landgemeinden, Oberförster Back – Hachenburg sowie den übrigen behördlichen Gästen. Mit einem kurzen Rückblick auf die Geschichte des Ortes schilderte Herr Bürgermeister Türk die wirtschaftliche Entwicklung desselben unter Hinweis auf den harten Existenzkampf seiner Bewohner und betonte den festen Willen derselben, nach dem schicksalsschweren Ausgang des Krieges und den verheerenden wirtschaftlichen Folgen der Inflationszeit im Rahmen der Gemeinde im Vertrauen auf Gottes Hilfe mitzuwirken an dem Wiederaufbau unseres Vaterlandes. Mit herzlichen Worten des Dankes gedachte Herr Bürgermeister Türk der tatkräftigen Unterstützung des Herrn Landrats sowie der Herren der Kreisverwaltung in dem Bestreben, den allgemeinen Wunsch der Bevölkerung auf Umänderung des Ortsnamens zu verwirklichen.
An die Bevölkerung selbst richtete er die Bitte, dahin zu wirken, daß unser Heimatdorf auch unter dem neuen Namen sich als ein tatkräftiger Mitarbeiter an den Aufgaben innerhalb des Gemeindewesens, des Kreises und des gesamten Vaterlandes zum Segen desselben und zum Wohle des gesamten Volkes erweise. Seine Ansprache klang aus in ein begeistert aufgenommenes Hoch auf den Herrn Landrat Ulrici, der seine Erwiderung einleitete mit den Begrüßungsworten.
Liebe Westerwälder und Westerwälderinnen!
Er danke zunächst herzlichst für die ihn ehrenden Worte, betonte, nur seine Pflicht getan zu haben und führte dann etwa aus: Trübe Wolken jagen am Himmel, ab und zu ergießt sich ein Regenschauer, bald färbt sich der Wald und Herbstblätter fallen zur Erde. Der Bauer hat, wenn er an die Ernte des Jahres 1927 und an das schlechte Wetter der Erntezeit zurückdenkt, keine Veranlassung, dem Jahre 1927 besonderen Dank zu zollen. Und der Moment scheint mir geeignet, uns angesichts dieser Tatsache der Dichterworte zu erinnern:
„Just zum Abschiednehmen das rechte Wetter“. Auch wir haben uns heute hier versammelt, um von dem ehemaligen Namen der Gemeinde Abschied zu nehmen. Die alten Einwohner von Neuhochstein, die Jahrzehnte hier gelebt haben, wenn sie an ihre Jugend zurückdenken, alle Veranlassung, sich darüber klar zu sein, daß der Ernst des Lebens mit all seinen Lasten den Einwohnern nicht erspart geblieben ist. In schwerster Arbeit, zum größten Teil unter der Erde, haben sie sich sauer ihr Brot verdienen und neben der kleinen Landwirtschaft um ihre Existenz kämpfen müssen. Wenn auch die Zeiten besser geworden, so lastet das Leben mit seiner Sorge um das tägliche Brot doch noch schwer auf den Bewohnern und ich bewundere den Wagemut des Bürgermeisters, der es zu meiner Bewunderung in den Jahren der Inflation und der Nachzeit ermöglicht hat, die Gemeinde trotz dieser wirtschaftlichen Hemmnisse und der auf ihr ruhenden Lasten vorwärtszubringen. Heute gilt es Abschied zu nehmen. Wir wollen nicht alles vergessen, was uns an die Vergangenheit erinnert. Wir wollen nicht vergessen den guten Geist , der in dieser Gemeinde immer geherrscht hat, der sich angeschlossen hat an die Kulturpfeiler Kirche und Vaterland, und den wir mit hinübernehmen …